Ach heute ist ja World Mental Health Day. Gelegenheit für ein paar Subtweets. Wisst ihr dann ja selber, ob ihr gemeint seid oder nicht.

Mental-Health-Sprache ist heute überall. Aber Solidarität mit psychisch kranken Menschen ist mehr als »It’s okay not to be okay« sagen und hier und da mal die Nummer irgendeiner Hotline raustweeten.

In den letzten 2J haben viele von euch gezeigt, dass ihr, wenn es darauf ankommt, Mental Health eben doch nicht für genauso wichtig wie physische Gesundheit haltet. Die Rechte und Gesundheit psychisch kranker Menschen waren immer das erste, was ihr aufzugeben bereit wart.

Es war für viele von euch selbstverständlich, dass Mental Health in der Debatte um Lockdowns keine oder nur eine weit untergeordnete Rolle spielen darf. Das habt ihr mit Robert Habeck’schen Bauchschmerzen gesagt, aber wem haben die je genützt?

Bei der Frage nach Schulschließungen habt ihr so getan, als wäre es ABSURD, dass die psychische Gesundheit von Kindern darunter leiden könnte, wenn sie aus ihrer Routine gerissen werden und ihre Freunde nicht mehr sehen.

Ihr wart still, als in der Pandemie die psychotherapeutische Versorgung flächendeckend RUNTERgefahren wurde. Mitten in einer massiven Mental-Health-Krise.

Und jetzt, beim Thema Long Covid, werft ihr psychisch kranke Menschen wieder und wieder vor den Bus.

Ihr tut so, als wäre »psychosomatisch« ein Gegenbegriff zu »echt«, als müsste man sich um LC-Patienten nur kümmern, WENN ihre Krankheit nicht psychisch bedingt ist. Was Implikationen für jede andere psychiche Krankheit hat, und langfristig LC-Patienten schaden wird. Mehr zu alldem hier.

Mental-Health-Sprache ist für euch praktisch, um einen Self-Care-Day zu rechtfertigen, oder gleich eine egoistische, offen unsolidarische Haltung (»Ich schulde niemandem irgendwas«). Aber wenn es darum geht, aktiv für psychisch kranke Menschen einzustehen, oder sie auch nur in Entscheidungen und Debatten zu berücksichtigen, ist das für euch nur eine lästige Komplikation. Die ignoriert ihr dann lieber ganz, oder bauchschmerzt sie beiseite, um den Komfort moralischer Absolutheit behalten zu können.

Tief drinnen haben viele von euch schlicht noch immer die Ideologie internalisiert, nach der psychische Gesundheit ein Luxusproblem ist (wenn nicht gleich komplett ausgedacht). Wenn ihr wollt, geht doch heute mal in euch und guckt, wie sehr das für euch der Fall ist.